VON
STEFANIE GLEIXNER:
Neuses — In China zählt der Mundschutz zum Alltagsbegleiter auch außerhalb von Corona-Zeiten. Die Nachfrage im Land ist groß,
weshalb die Produktion vollständig im eigenen Land abläuft. Ein Vorteil,wie sich zu Beginn der Coronakrise herausgestellt hat.
Wurden sonst alle Schutzausrüstungen für Krankenpersonal und andere Gruppen aus China importiert,schloss sich der chinesische
Markt vor dem Ausland. Die produzierten Masken wurden alle selbst gebraucht. Durch die fehlende Kapazität musste Deutschland
selbst aktiv werden. Die Wirtschaft beteiligte sich an der Produktion von Mund-Nasen-Schutz.
Der besonders die normale Bevölkerung vor einer Infektion schützen sollte. Dabei handelt es sich aber meist um Mund-Nasen-Schutz
aus Stoff oder aber die einfachen blauen FFP1-Masken, die jeder aus Praxisbesuchen kennt.
Auch im Landkreis Kronach stellen viele Firmen solchen Mundschutz her, um in Krisenzeiten zu unterstützen.
„Um aber flächendeckend einen besseren Schutz zu gewährleisten, braucht es FFP2-Masken“,
sagt Hermann Fischer, Geschäftsleiter bei M.A.i. Deshalb hat sich die Firma als Zulieferer in dieser Branche positioniert und stellt
nun Maskenmontagelinien her, mit denen Masken mit FFP2- und FFP3-Standard produziert werden können.
Diese bieten einen höheren Schutz als herkömmliche blaue Masken nach FFP1-Standard.
Erste Linien werden produziert
Sechs dieser Montagelinien für medizinische Masken wurden nun von einem
Kunden in Baden-Württemberg bestellt.Weitere Kunden sollen dazukommen.
Europaweit sollen die Linien eingesetzt werden können.
Vorbild dafür waren die Montagelinien des chinesischen Partners von M.A.i.,
der in seiner Heimat bereits seit längerer Zeit solche Linien produziert.
Anhand dieser Vorlage wurden die Anlagen nach europäischen Standards
und Sicherheitsrichtlinien geplant.
Die ersten Linien werden nun in acht bis zwölf Wochen produziert.
Dann werden sie testweise aufgebaut, auf Funktionalität überprüft,
abgebaut und zum Kunden gebracht. M.A.i. möchte damit einen Beitrag
leisten zur Unabhängigkeit des Maskenimports.
Ob das allerdings passieren wird, ist von der Einstellung der Regierung abhängig.
„Selbst herstellen ist günstiger als Masken zuzukaufen“, erklärt Hermann Fischer.
Natürlich können Preise wie sie in China verlangt werden in Deutschland oder
Europa nicht erzielt werden, aber mehr Masken industriell selbst produzieren
zu können, würde bei einer weiteren Welle oder auch anderen
Versorgungsengpässen helfen und für Entlastung sorgen, so Fischer.
Auch in den europäischen Nachbarländer sieht die Lage nicht anders aus.
In ganz Europa gebe es fast keine Maskenhersteller.
Die Abhängigkeit von China gibt es also für viele Länder.
Weswegen M.A.i. die Produktionslinien extra für den europäischen Raum
konzipiert hat. Die Nachfrage nach medizinischen Masken beziehungsweise
deren Produktionslinien ist aber auch vom weiteren Verlauf des Virus abhängig
und wann ein Impfstoff dagegen entwickelt wird.
Hermann Fischer geht aktuell von einer großen Nachfrage von mindestens vier bis fünf Monaten aus.
Besserer Schutz durch FFP2
90 Prozent der Viren und Partikel können durch eine FFP2-Maske gefiltert werden.Mit den aktuell vorhandenen medizinischen Masken in Deutschland
können etwa nur drei bis fünf Prozent der Bevölkerung versorgt werden. Zuwenig,wenn es nach M.A.i. geht. Jeder Bürger sollte mit einer solchen Maske
ausgestattet sein, um die Ansteckungsquote noch geringer zu halten.Dafür braucht es aber einiges an Produktionsstätten.
Denn medizinische Masken sind Wegwerfprodukte.Nach einmaliger Verwendung ist die Gefahr durch eine vorkontaminierte Maske zu groß.
Die sechs Linien, die nun produziert werden, können insgesamt 450 000 Masken pro Tag herstellen. Eine Maschine kann bis zu 60 Masken pro Minute
produzieren. Ein erster Schritt, um dem Wunsch nach Masken-Selbstversorgung in Deutschland zu gewährleisten. Aber sechs Linien alleine werden
nicht reichen. Und auch die Linien alleine sind nicht ausschlaggebend. Probleme gibt es auch bei der Rohmaterialbeschaffung.
„Firmen sind monatelang ausgebucht“, sagt Fischer. Die Regierung und der Staat müssten hier langfristig unterstützen. An der Entscheidung
der Regierung liege es, inwieweit der Schritt in die landesinterne eigene Produktion gemacht wird, oder zukünftig wieder auf den Import
vom asiatischen Markt zurückgegriffen werden muss.