Mit Vollautomatik aus der Krise

Das Kronacher Unternehmen M.A.i erweitert seine Produktpalette und stellt vollautomatische Produktionsanlagen für medizinische Schutzmasken her.
Die ersten von aktuell zehn bestellten Anlagen werden in Kürze an Kunden in Bayern und Baden-Württemberg ausgeliefert.

Kaum etwas ist im Rahmen der Corona-Krise so schief gelaufen wie die Versorgung mit Schutzmasken. Millionen fehlender Mund-Nasen-Masken haben die Arbeit
von Kliniken, Arztpraxen, Pflegeeinrichtungen aber auch den Alltag der Menschen erschwert und zu vermeidbaren Erkrankungen geführt.
Grund der Entwicklung: In den vergangenen 15 Jahren hat sich die weltweite Produktion von Schutzmasken zu mehr als 90 Prozent
nach China verlagert. Die Abhängigkeit hat sich gezeigt, als China infolge von Corona seine Exporte drastisch reduziert hat.
Der internationale Markt war leergefegt – was blühte, war der Schwarzhandel. „Wir sind der Meinung, dass wir uns in Deutschland und
Europa – insbesondere im medizinischen Bereich – nicht von globalen Lieferketten so stark wie in der Vergangenheit, abhängig
machen sollten“, so Hermann Fischer, Mitglied der Geschäftsführung bei M.A.i..
Das Unternehmen mit Sitz in Neuses bei Kronach ist Spezialist für innovative Automationslösungen im Sondermaschinenbau
und gehört zu den fünf führenden dieser Branche in Bayern.

M.A.i hat zügig auf die Situation im Markt reagiert: In seinem Stammwerk in Kronach-Neuses fertigt M.A.i vollautomatische Produktionslinien
für medizinische Schutzmasken. „Mit unseren Anlagen lassen sich FFP1-, FFP2- und FFP3-Faltmasken mit oder ohne Zusatzfilter herstellen“,
erläutert der Geschäftsführer. „Die Basiskonzeption der Anlage stammt von unserem chinesischen Partner, einem führenden Hersteller
dieser Anlagen auf dem asiatischen Markt. Wir haben darauf aufbauend mehr als tausend Ingenieurstunden in die Weiterentwicklung investiert,
die Anlage optimiert und an die deutschen bzw. europäischen Richtlinien angepasst. Die Produktionslinien sind CE zertifiziert.
Die darauf produzierten Masken entsprechen den Vorgaben nach DIN EN 14683:2019 DE für OP-Masken vom Typ I und II.
Sie sind nicht nur im medizinischen Bereich, sondern auch in der Elektronik, im Bergbau, im Bau, im Bereich Catering und anderen Branchen einsetzbar. “

Die Produktion läuft vollautomatisch und kontaktlos. So entsprechen die Masken den Hochhygiene-Standards. Verarbeitet wird spezielle,
besonders feinporige Vliesware wie sogenannte „Meltblown“-Vliese. Nur zum Einhängen des Rohmaterials in die Abroller
und zum Einfädeln wird ein Mitarbeiter benötigt. Der Rüstvorgang dauert nur wenige Minuten. In der Anlage werden die
Masken konfektioniert, d.h. – je nach Standard – werden vier bis sechs Schichten Vlies miteinander verschweißt, geprägt, zugeschnitten,
mit elastischen Bändern ausgestattet, zusammengefaltet und hygienisch, einzeln verpackt oder auch in Packen zu zehn Stück, eingetütet,
beschriftet und in Kartons verpackt. Die Anlagen verfügen über entsprechende Datenbank-Schnittstellen und können in die bestehende
Systemperipherie bzw. das Produktionsleitsystem (MES) beim Kunden eingebunden werden.

„Unsere Anlage produziert pro Minute ca. 40 bis 60 Masken; im Drei-Schicht-Betrieb kommt man so auf ca. 50.000 bis 70.000 Masken pro Tag.
Unsere Anlage ist damit hocheffizient und die Produktion ausgesprochen kostengünstig.“ Dennoch appelliert Hermann Fischer an die Politik:
„Die Bundesregierung bzw. die Europäische Union müssen regulierend eingreifen, damit die Produktion systemrelevanter
Medizintechnik am Standort Deutschland auch im internationalen Wettbewerb bestehen kann.
Der Markt und das Potenzial, diesen Markt zu bedienen, sind vorhanden.“

Derzeit produziert M.A.i bereits die ersten zehn Bestellungen mit einem Auftragsvolumen von mehr als fünf Millionen Euro.
Die ersten Anlagen zur Herstellung von FFP2-Faltmasken sollen in Kürze an die Kunden in Bayern und Baden-Württemberg ausgeliefert werden.
Alle Kunden sind bereits im Bereich Maskenherstellung und deren Vertrieb tätig.

60 Prozent seines Umsatzes erwirtschaftet das Neuseser Hightech-Unternehmen M.A.i im Bereich Automobil
(Anlagen vor allem für die Elektromobilität, den Leichtbau und im Bereich Interieur und Exterieur); die übrigen 40 Prozent entfallen
auf die Unternehmenssparten Elektronik/Sensorik, die Medizintechnik sowie die Allgemeinindustrie.
Mit der jetzigen Erweiterung der Produktpalette im Bereich Medizintechnik gleicht das Unternehmen eine Corona-bedingt
schwächelnde Umsatzlage im Automobil-Zuliefersektor nahezu aus. M.A.i ist international tätig und beschäftigt am Stammsitz
in Kronach-Neuses 270 und in China 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Der prognostizierte Umsatz wird sich 2020 mit 32 Mio. Euro auf Vorjahresniveau bewegen.