M.A.i gewinnt Cranach – Unternehmerpreis 2016 in der Kategorie „Innovation“

Bayerns Finanzminister Markus Söder übergibt den Cranach-Unternehmerpreis in vier Kategorien.
Er lobt die Region Oberfranken als Motor der Gründer- und Entwicklerszene.

Die Gewinner des Cranach – Unternehmerpreises 2016 stehen fest. Die Auszeichnung, die vom Regionalmarketingverein Kronach Creativ und der Neuen Presse am Donnerstagabend in der Kronacher Hauptstelle der Sparkasse Kulmbach – Kronach vergeben wurde, ging in der Kategorie „Innovation“ an die M.A.i. GmbH in Neuses. Im Bereich „Gründung“ wurde MTA-Prototyping um Unternehmensgründerin Anita Michel ausgezeichnet. Der Kronacher Kreisverband des Roten Kreuzes erhielt den Preis in der Kategorie „Regionales Engagement“ für sein Betreuungsnetzwerk Lebensqualität für Generationen. Mit dem Leserpreis der Neuen Presse wurde zudem die Zunderschwamm Naturprodukte GmbH bedacht. Die Schirmherrschaft für den Cranach-Unternehmerpreis hatte Bayerns  Finanzminister Markus Söder übernommen.

Er sagte, der Preis sei für ihn „ein Stück weit Zukunftskompass“. Die Region Oberfranken, die nach der Grenzöffnung einen schweren Strukturwandel verkraften musste, habe sich „mittlerweile nach vorne katapultiert“, meinte der Minister. Daran hätten maßgeblich innovative Unternehmen ihren Anteil, die den Begriff „Leistung“ nicht nur als staatliche Unterstützung interpretierten, sondern als Auftrag verstünden: „Es geht Oberfranken nicht mehr darum, alimentiert zu werden, sondern mit eigenen Ideen zu begeistern.“ Man habe verinnerlicht: „Gute Ideen finden Geldgeber.“ Die Preisträger, aber auch alle anderen Bewerber um den Cranach-Unternehmerpreis, seien herausragende Beispiele einer selbstbewussten Gründer- und Entwicklerszene. So würden in Oberfranken doppelt so viele Patente angemeldet als im Bundesdurchschnitt.

Zur Preisverleihung kamen am Donnerstag zahlreiche Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Medien in den Pavillon der Sparkasse, darunter Regierungsvizepräsident Thomas Engel, IHK-Hauptgeschäftsführerin Christi Degen und Kreishandwerksmeister Heinrich Schneider. Die Laudationes hielten IHK-Vizepräsident Hans Rebhan, Parag Shah, Geschäftsführer von Dr. Schneider, Kronach-Creativ-Chef Rainer Kober und der Redaktionsleiter der Neuen Presse, Wolfgang Braunschmidt.

Der Cranach-Unternehmerpreis war erstmals 2012 vergeben worden. Nun folgte die zweite Auflage, die von der Sparkasse Kulmbach-Kronach, der Dr.-Schneider-Unternehmensgruppe, der Bayernwerk AG und der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) unterstützt wurde.

Der Preis in der Kategorie „Innovation“ geht am Donnerstagabend an die Neuseser Firma M.A.i. GmbH. „Das Unternehmen hat mit seiner neu entwickelten Tape-Legeanlage die Basis dafür geschaffen, dass der Leichtbau in der Automobilindustrie einen Quantensprung erreichen kann. Denn erstmals ist es mit Anlagen dieser Bauart möglich, passgenaue Bauteile mit kohlenfaserverstärkten Kunststoffen oder glasfaserverstärkten Kunststoffen automatisiert in Serie mit kurzen Zykluszeiten zu produzieren“, lobt Laudator Parag Shah, Geschäftsführer der Dr. Schneider Unternehmensgruppe. „Wir fühlen uns sehr geehrt“, erklärt M.A.i.-Geschäftsführer Arthur Schwab – und ergänzt: „Der Region muss nicht bange sein.“ Die Auszeichnung gebühre in erster Linie den Mitarbeitern des Unternehmens, die eine Innovation überhaupt erst möglich machten.

In der Automobilindustrie hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen. Jahrelang wurden Autos immer schwerer. Der erste Volkswagen Golf von 1974 wog noch 750 Kilo. Heute bringt sein Nachfolger 1,2 Tonnen auf die Waage. Doch damit ist Schluss. Fahrzeuge müssen ihren Verbrauch und vor allem ihren CO2-Ausstoß drastisch senken: Fast überall auf der Welt drohen den Herstellern sonst harte Strafen. In Europa müssen Autobauer bis 2020 die durchschnittlichen CO2-Emissionen ihrer Fahrzeuge unter 95 Gramm pro Kilometer senken. Das entspricht einem Verbrauch von rund vier Litern Benzin pro 100 Kilometer. Schaffen sie das nicht, drohen ihnen Bußgelder von bis zu 4.000 Euro pro Fahrzeug. Die Lösung des Problems liegt in kleineren Motoren, alternativen Antrieben – und vor allem in der deutlichen Reduktion von Gewicht. Und auch im Flugzeugbau gilt das Mantra: Abspecken! Hier wird schon länger auf die Verwendung von kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK) und glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) gesetzt.

Im Vergleich zu konventionellen Konstruktionswerkstoffen, wie Stahl oder Aluminium, ermöglicht der Einsatz von endlosfaserverstärkten Kunststoffen eine Gewichtsreduzierung von bis zu 70 Prozent bei gleichzeitig verbesserten mechanischen Eigenschaften. Dem Leichtbau gehört demnach die Zukunft.

Um die Verarbeitung von CFK und GFK z.B. für die Automobilindustrie großserientauglich zu gestalten, hat das Neuseser Unternehmen M.A.i im Auftrag des Fraunhofer Instituts, Bayreuth, den serientauglichen Prototyp einer völlig neuartigen Tape-Legeanlage für Organobleche (Faserverbundwerkstoffe) und UD-Tapes (unidirektional faserverstärkte Bänder) entwickelt. Die Anlage ermöglicht automatisiertes und wiederholgenaues Zuschneiden und Ablegen von Tapes auf Grundträgern (Organoblechen) mit schnellen und flexiblen Umrüstzeiten. „Im Idealfall wird nur noch das zu legende Tapemuster an eine Anlage übergeben und man erhält innerhalb kürzester Zeit ein fertiges Gelege aus den gewünschten Materialien, bei dem die Anzahl, die Lage und Orientierung der Tapes perfekt an den Belastungsfall des fertigen Bauteils angepasst ist“, erläutert M.A.i-Geschäftsführer Hermann Fischer.

Für Nichttechniker: Die neue Technologie von M.A.i ist eine Art „Maßschneiderei“ für Leichtbau-Teile. Es findet nicht nur ein exakter Zuschnitt statt, sondern auch eine Schichtung des Materials und damit eine Modellierung der Wandstärken nach einer individuellen, vom Konstrukteur festgelegten Geometrie: dort, wo die Beanspruchung größer ist, wird verstärkt; wo es nicht nötig ist, bleibt die Wand dünner. 

Bis zu 20 Lagen können übereinander geschichtet werden. Und das in rasender Geschwindigkeit. Die Zykluszeit pro Streifen beträgt, bei zwei Tape-Zuführungen, ganze zwei Sekunden. Die Tapes werden mit Ultraschall zusammengeschweißt. In der Anlage können zwei unterschiedliche Tape-Breiten und verschiedene Materialien verarbeitet werden. Die Entwicklungszeit für diese Innovation lag bei einem Dreivierteljahr; die Investitionssumme bei ca. 700.000 Euro. Die Anlage wird im Fraunhofer-Insitut für Forschungs- und Demonstrationszwecke eingesetzt. Die M.A.i GmbH hat sich mit dieser wegweisenden Technologie in der Kategorie Innovation erfolgreich um den Cranach Unternehmerpreis beworben.